Das Jahr geht zu Ende und auf l’âge d’or startet wie auch überall sonst die Rückblicks-Phase. Heute beginne ich mit einer kleinen, ungeordneten und sicher unvollständigen Liste der Filme, die ich 2014 schändlicherweise verpasst habe. Hoffen wir auf viele späte 2015er Kinostarts und Filmabende.
Kumiko, The Treasure Hunter von David Zellner
Die kleine Independent-Produktion namens Kumiko, The Treasure Hunter lief Anfang 2014 nicht nur auf dem Sundance Film Festival, sondern auch in der Generations-Sektion der Berlinale. Und weil ich beim täglichen Kartenkauf damals irgendeinem Wettbewerbsfilm hinterhergejagt bin, gab es plötzlich keine Tickets mehr für den Streifen von David Zellner. Das nervt mich bis heute, denn ich liebe die Hauptdarstellerin Rinko Kikuchi seit Babel und finde die skurrile Geschichte äußerst vielversprechend: eine junge Japanerin begibt sich ins winterliche Minnesota, um nach einem Schatz zu suchen, der dort in einer Szene des Films Fargo vergraben wurde.
Girlhood von Céline Sciamma
Girlhood (oder Bande de Filles) war der Eröffnungsfilm der Reihe Quinzaine des Réalisateurs in Cannes 2014 und wurde von mir wegen Pressevorführungsüberschneidungen verpasst. Das wurmt, denn die Coming of Age-Geschichte von Céline Sciamma hat nicht nur allerlei gute Kritiken bekommen, sondern überzeugt mich auch allein schon im Trailer durch seine Indie-Optik und die entrückte Musik. Es geht um eine 16-Jährige, die neue Freunde findet, die mit ihr die große Freiheitsliebe teilen. Und aufgepasst: Girlhood hat tatsächlich einen deutschen Verleiher gefunden! Am 26. Februar 2015 ist endlich Kinostart.
Winterschlaf von Nuri Bilge Ceylan
War ja klar, dass ich im Wettbewerb von Cannes ausgerechnet den Film nicht sehe, der am Ende die Goldene Palme gewinnt. Spätere Pressevorführungen habe ich dann auch noch nicht wahrnehmen können – aber Winterschlaf steht trotzdem noch ganz weit oben auf meiner To-Watch-Liste. Zum Einen aus Chronistenpflicht, zum Anderen aber, weil ich mich von Filmen immer mal wieder gern auf potentielle Reiseziele stoßen lasse. Und die Berge Kappadokiens, in denen das Werk von Nuri Bilge Ceylan spielt, sehen doch wirklich traumhaft aus.
Lost River von Ryan Gosling
Lost River war auch so eine kleine Schmach in Cannes. Da komme ich aus einem Film, will mich anstellen – und die Schlangen reichen schon um den kompletten Festivalpalast. Natürlich bin ich nicht reingekommen. Und das, wo ich doch so irre gespannt auf das Regiedebüt von Ryan Gosling war. Auch wenn die Kritiker sich hinterher nicht gerade überschlugen – Lost River sei im Grunde nur eine Collage aus bereits Gesehenem, hieß es. Aber ich würde nur zu gern in Goslings Kopf hineinschauen. Hier erzählt er die Geschichte einer gebeutelten Familie in einer Kleinstadt, die unter der Finanzkrise und der geplatzten Immobilienblase leidet. Außerdem ist der Cast ziemlich vielversprechend: Christina Hendricks und Saoirse Ronan, sag ich nur.
Palo Alto von Gia Coppola
Wie gern wäre ich dieses Jahr zu den Festivals von München oder Hamburg gefahren, dann hätte ich Palo Alto ganz sicher nicht verpasst. Ich habe nämlich nicht nur eine ausgeprägte Schwäche für Coming-of Age, sondern auch für den Stil der Coppola-Frauen – und hier handelt es sich um das Spielfilmdebüt von Gia Coppola, der Nichte Sofias. Ah, ich liebe diesen pastelligen Look und das Gefühl von Rastlosigkeit. In Palo Alto dreht sich alles um das Teenagerleben in der titelgebenden Stadt und um die Affäre einer Schülerin mit ihrem wesentlich älteren Sportcoach (James Franco).
Adieu au Langage von Jean-Luc Godard
Schon klar, die neueren Werke von Jean-Luc Godard sind alle nicht gerade leichte Kost. Auch Adieu au langage ist mit Sicherheit nichts für einen seichten Filmabend so nebenbei. Der Streifen muss im Kino angesehen werden. Denn der Altmeister hat hier nicht weniger als das 3D neu erfunden. So kann man es zumindest in reichlich What the Fuck-lastigen Kritiken nachlesen. Das eine Auge ruht auf einem Bild, während das Andere gleichzeitig einem anderen Bild folgt – so oder so ähnlich muss man sich einige Szenen aus dem Film wohl vorstellen. Und das muss man doch gesehen haben, oder etwa nicht?
Gerade noch eingefallen: Under the Skin von Jonathan Glazer – wegen der wunderbaren Scarlett Johansson und weil der Film in diesem Jahr für so viele Diskussionen um die deutsche Verleih-Kultur gesorgt hat.
„Under the Skin“ hab ich schon gesehen. Beeindruckend. Der Godard-Film klingt aber spannend. Der wird aber wohl bei uns hier nicht laufen, schätze ich mal.
Spannende Auswahl in deiner Anti-Liste – insbesondere Kumiko, The Treasure Hunter macht mich sehr neugierig.
Die Under the Skin Blu-ray habe ich mir bei Erscheinen geholt, aber niemand will sie mit mir schauen. 😦